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teilungsblott
Gemeinde'
Lindliar
Nachrichten, Informationen
und tseienntmachungen äus der Gemäinae.
verantworüicn
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cmbH
Requiem
für
einen Bessembenger
Er
war
arm
und man sah
ee ihm
an,
daß
das Denken ihm
un-
sägliche Mühe bereitete.
Er
hatte auch keinen
Beruf.
Aber er
hatte
Pfiiqhtgefilhl
und Zuverlässigkäit und
Stolz
und
warvon
der Pünktlichkeit einer
Präzisionsuhr-
Eigenschaften, die
je_
der Arbeitgeber hoch
schätrt
und von denen
im
allgemeinän
nicht alle zugleich anzutreffen
sind.
Es
ist
schon
mehr
als
zvvanzig
Jahre her. Auf meinem
tägli_
chen
Weg zur
Aöeit
begegnete
ich ihm im
Sommer
wie
auih
im
Winter. Mühselig
zog
er sein Handwägetchen den Stock-
.
berg
hinauf:
An einem breiten
Ledeniemen,
der
von der
Deich-
sel
her
über
seine Schulter
lief.
Dieses Bollerwägelchen
betud er
mit
Reisig, das
er
im
Watde
sarnmelte. Daraus furtigte er
geschickt
KEhöesen an.
Das
war s€ine Kunst und sein
Brotemeö.
Er bestritt
seinen
Le_
bensuntefialt
mit
seinen eigenen
Hände
Aöeit.
Anfangs beachtete
lctr ihn kaum.
Aber
auf der
Strecke mit ih-
ren vielen kurzen Kurven
war
et
nicht
zu
übersehen, wenn
rnan an ihm
voöEifahren
wollte.
Dann fiel
mir
seine pünktlich-
keit
auf:
ich
traf
ihn
fast
immer
am
fiast
gleichen
punkt
der
Stra-
ße. Nach und nach waren
wir
alte Bekannte
-
auch
wenn wir nie
ein Wort miteinander gesprochen haben.
Und
nun begrüßten
wir
Einander
im
Vorbeifahren, winlden und lächelten
uns zu.
lch
kann
mich
nicfit
erinnem,
ihn
ein einziges Mal nicht
auf
seL
nem gewohnten Weg zur
?rbeif
gesehen
zu
haben.
Und
ich
begann,
mich
in
Gedanken
mit ihm zu beschäftigen. Tag
für
Tag
wuchs meina Hochachtung vor
ihm, weil e,
mit
aem
targ-
lichen
Pfunde, das ihm der Hengott verliehen hatte,
auf
sein;
Weise
wucherts:
Er
war
sein
eigener
Rohstoffl
iefu
rant, sein
ei-
gener
Transportsur, sein eigener
Hersteller
und
Verkäufer.
Kurz:
er wat
tr.oE
alledem
so etwas wie eine
Unternehmen_
spersönlichkeit.
Und dann
dachte
ich an die vielan
jungen
Leute,
denen Schu-
le
undAusbildung
offengestanden haben
und
die
das
nichtzu
nutzen wußten. Die vielleicht an
der
Nadel
hingen
und die
Gesellschaft eventuell dafür
anklagten. Oieser hier aber
nahm
tapfersein Sctricksalan
und machte das
Bestedaraus.
Erwar
mittellos und arm
im
Geiste, aber er war
etwas.
Später
führte
miclr
mein
täglicher Weg nicht mehr
dorthin,
9_Tj$lri"den
Morgen um die
gteiche Zeit
ging
ein
unhörba_
l"I"-:
von
rnrr
zur gewundenen
Stockbergstraße.
uann
abar
habe
ich
ih1
vergessen.
lrgendwann
fiel
mir
auf,
daß
er
nun
üb_eAaupt
nictrt
metrrar
sefren
*ar,
auch
nicht
auf
der
tandstraBe im
Tal,
wo er manchmal zu
seine_
iü;;
Fachwerkhäusctren
ging.
Ein
Nachbar erzähfte dann, daß mein
stlller
Freuncl
auf seinem
Wege bel
Dunkelheit
mit
dem Handwägelctren,ron einem
Au_
to-fahrer
getötet
word€n sei.
Bei
oem
uäueuucht€ten
diäÄ;
hätte das
nattirlbh elnmalkommen mOsserl
war
seine
Mei_
nung.
lch
war traurig.
Wu
ßte
dieser Mann
von
den
achtenswerten
Ei_
genschaften des
Reisigsammlers? war
meine
ungestellte
Fra-
ge.
lrgendwo an erner Btischung bei
den
Flschteichen steht
ein
kleines Holzkreuz,
und oft
sinO
ein
paar
Bfumen
Oort.
OO Cäs
wohl die Stelle
ist, an
der er
stiaö?
Es
ist
über zrvanzig Jahre her.
Aber
noch imher
denke
ich
mit
Hocfiacht,r€
an den armen Reislgsammler.
grurarein
Menscfr,
der
sin
Beispiet gab.
/A\
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